Nepal- Praktikum
vor einer woche hat nun also mein praktikum im waisenheim begonnen. das heim und die schule liegen in baregaun, etwas ausserhalb von kathmandu. am „einfachsten“ kommt man per minibus dorthin. dies sind autos, die normalerweise für 12 personen platz haben, aber wie immer in asien kriegt man auch das doppelte rein. eingequetscht fährt man dann ein paar meter, bis wieder jemand einsteigt oder aussteigt. offizielle haltestellen gibt es keine, man wartet einfach an der strasse.
zum glück müssen wir diese strecke aber nicht jeden tag fahren, denn wir haben ein zimmer in einem nebengebäude der schule, welche von den heimkindern besucht wird. bis zum heim spaziert man ca. 20 min. dort leben etwas über 50 kinder zwischen 2-19 jahren. die heimeltern suresh und nirmala werden in ihrer arbeit von 4 witwen unterstützt, die hauptsächlich fürs essen zuständig sind. es hat einen kleinen gemüsegarten, wo aber im moment nicht viel wächst, 2 grosse und 2 junge wasserbüffel (für die milch), hühner, geissen und 2 hunde.
die grösseren kinder helfen den jüngeren, sie haben kleine ämtli im haushalt und sind glücklich und dankbar, dass sie ein zuhause haben und zur schule gehen dürfen. sie schätzen unseren besuch und sind sehr anhänglich, herzlich und interessiert an unserer meinung zu allen möglichen themen.
für michel und mich ist jedoch alles sehr neu, ungewohnt und anders strukturiert als bei uns zu hause. wir merken bei gesprächen mit erwachsenen und kindern, dass hier vieles ganz anders funktioniert und wir mit unserem westlichen denken dinge zum teil nicht verstehen.
leider habe ich auch so meine liebe mühe, nepali zu lernen (nicht ganz einfach, v.a. da ich kein sprachtalent bin…) und die verständigung in asiatisch-englisch und westliches-englisch führt manchmal zu verwirrung.
so wissen wir häufig nicht, wie nun etwas gemeint ist und bekommen verschiedene antworten auf eine frage. so wählt man dann halt einfach eine antwort aus.
ein beispiel: gestern gabs beim fluss unten einen unfall. nach und nach sind alle kinder (und das ganze restliche dorf) zur unfallstelle gerannt, bis wir praktisch alleine im heim waren. als wir dann gefragt haben, was passiert sei, kamen folgende antworten: einmal war 1 junge tot, einmal 2 brüder ertrunken und einmal ist einer ins wasser gestürtzt und der andere hat ihn gerettet und keiner ist gestorben… man weiss also am schluss gleich viel wie vorher.
wenns dann aber um alltägliche fragen oder praktische abläufe geht und man verschiedene antworten bekommt, dann sind wir teilweise etwas überfordert. weshalb an einem tag keine schule ist, dass weiss man dann halt nicht so genau, macht auch nichts. letzte woche hatten sie 3 mal frei. einmal war „holi-fest“, einmal „tag der frau“ und einmal haben die lehrer gestreikt. wann die abschlussprüfungen stattfinden und wann und wie lange danach ferien sind, darüber gibts auch verschiedene meinungen.
dass die stromversorgung nur halbtags funktioniert, die kinder ihre wäsche im fluss waschen müssen und ihre nase ununterbrochen „läuft“, dies ist für sie nichts ungewöhnliches.
in solchen situationen merkt man immer wieder, wie anders wir denken, organisiert sind und wie vieles für uns selbstverständlich ist.
wasserschlacht am holi-fest
waschtag am fluss
am schwierigsten für mich ist jedoch, dass ich davon ausgegangen bin, hier zu arbeiten und mitzuhelfen. wir werden jedoch als gäste angesehen, werden bekocht und verwöhnt und zu tun gibts nicht viel. wir „dürfen“ nicht mal den tisch abräumen… sie freuen sich einfach nur über unseren besuch und dass wir uns für ihren alltag interessieren-dabei möchten wir doch mithelfen!
ab und zu dürfen wir kartoffeln schälen, gemüse rüsten oder linsen aussortieren. die kinder würden gerne kochtechnisch etwas von mir lernen, aber da bin ich auf einer offenen holzfeuerstelle schlicht überfordert mit wähe oder kuchen backen. teigwaren sind luxus, menü-variationen wie bei uns gibts hier nicht, dafür täglich reis, gemüse und linsen, ab und zu mal fleisch.
so besteht unsere „arbeit“ hauptsächlich darin, den kindern etwas bei den hausaufgaben zu helfen, mit den älteren über verschiedene themen zu diskutieren und mit den kleineren herumzualbern.
heute und morgen nehmen wir uns 2 tage frei von der anstrengenden arbeit : ) und besichtigen sehenswürdigkeiten in kathmandu.