Indien (8.-25.5.23)

Wie Indien (nicht) funktioniert wussten wir zwar wie im letzten Blog geschrieben von früheren Reisen, aber der Kontrast von Japan zu Indien war dann doch ziemlich krass;
nicht nur die Geräuschkulisse ist hier schwer auszuhalten (das penetrante Gehupe macht fast wahnsinnig und ruhigen Nachtschlaf findet man weder in der Stadt noch in den Bergen, irgendwie findet der Lärm immer einen Weg zu uns), auch der Gegensatz vom extrem sauberen Japan zum sehr schmutzigen Indien ist kaum vorstellbar. Ganz zu schweigen vom Verhalten der teilweise ziemlich rücksichtslosen Indern zu den sehr höflichen Japanern könnte unterschiedlicher nicht sein.
Auch haben wir den Eindruck, dass zwar alles zugenommen hat: mehr Menschen, mehr Häuser, mehr Verkehr, mehr Abfall und Gestank, aber im Vergleich zu anderen Ländern Asiens irgendwie kein Fortschritt erkennbar ist. Es gibt so viele Menschen, die unter unwürdigsten Bedingungen leben, unglaublich unhygienische Zustände, Tiere, die sich ihr Essen in Abfallhaufen suchen, teilweise katastrophale Infrastruktur und im Strassenverkehr ist Rücksicht ein Fremdwort. Keine Ahnung, wie es in 10 Jahren aussehen wird!

Aber von Anfang an:
Für die letzten 2.5 Wochen packten wir unsere restlichen Energiereserven zusammen, welche jedoch in meinem Fall nicht lange anhielten: 
* am Flughafen in Kuala Lumpur wurden wir angerüffelt, weil wir als letzte durchs Gate kamen (dies, weil sich InderInnen eines anderen Fluges an „unserem“ Gate vorgedrängelt hatten).
* im Flugzeug mussten die Flugbegleiterinnen x-mal die gleichen indischen Passagiere darauf aufmerksam machen, ihr Handy nun wirklich auszuschalten und
* bei der Passkontrolle in Kalkutta wurde ich vom aller- aller- allerunfreundlichsten Zollbeamten zusammengeschi…., weil wir offensichtlich nur den Visaantrag ausgedruckt hatten und nicht die Visa-Bestätigung.
Ich konnte mich nur ausserordentlich knapp beherrschen, meine Nerven und meinen Respekt nicht schon bei der Einreise zu verlieren. 
Irgendwann nach Mitternacht liessen sie dann auch mich durch den Zoll und wir kamen nachts um 1 Uhr in der Unterkunft an.

Am darauffolgenden Tag ging die ganze indische Bürokratie für die Sikkim-Bewilligung und eine Sim-Karte für Kathrin im gleichen Mass weiter.
Wenn ich die umständlichen Prozeduren in allen Einzelheiten beschreiben würde, bräuchte ich wahrscheinlich genauso viel Zeit, wie wir für die Organisation derselbigen benötigten 🤬
Trotzdem ein kleines Beispiel: um eine Sim-Karte kaufen zu können, muss man die Telefonnummer und Adresse einer in Kalkutta wohnhaften Person angeben, was als Tourist ja in den seltesten Fällen möglich ist. Aber auch diese Hürde hatten wir bzw. Kathrin nach unzähligen Telefonaten, seitenweise Papierkram und etwas mehr als 1h(!) bewältigt.

Bei über 40 Grad besuchten wir am 2. Tag das Victoria Memorial. Mein Kleid war bereits nach kurzer Zeit bachnass, was jedoch die indischen Touristen nicht davon abhielt, Selfie-Sessions mit uns zu machen. Kaum war eine Gruppe weg, stand bereits die nächste in der Reihe und so machten wir Foto um Foto bis unsere Gesichtsmuskulatur vom Dauerlächeln schmerzte 🥴 (während unseres Indienaufenthaltes sollten dann noch ein halbes Dutzend weitere never ending Foto-Sessions folgen 📸)

Am Abend nahmen wir zum letzten Mal auf unserer Reise einen (Nacht-)Zug, welcher uns in 10h von Kalkutta nach New Jalpaiguri brachte, wo wir am Morgen von unserem Guesthouse-Besitzer abgeholt und nach Darjeeling gebracht wurden (weitere 3 Autostunden kurvige Bergstrassen hoch).
Als Alternative zum leider nicht mehr bezahlbaren Bhutan entschieden wir uns für den Norden Indiens, da Michel vor über 20 Jahren bereits einmal hier war und ich diese Gegend schon lange einmal sehen wollte.
In Darjeeling war es dann zwar angenehm kühl, aber auf den Strassen etwa gleich chaotisch und huuuuupig-laut wie in der Grossstadt. 
Und weshalb man im hinduistisch-buddhistisch indischen Norden nächtlich um 3.50 Uhr vom Muezzin geweckt wird, blieb ein Rätsel.

Um diesem Tohuwabohu zu entkommen, buchten wir einen 5 Tages-Trek an der Grenze zu Nepal. Gemeinsam mit Kathrin erhofften wir uns saubere Luft, ruhige Nächte und Sicht auf die Himalaya-Bergkette. Bereits nach der 1. Nacht war jedoch klar, dass unsere Wünsche nur in Bezug auf die saubere Luft in Erfüllung gehen würden, alles andere war nett ausgedrückt eine weitere indische Zumutung: der Trek völlig überteuert was Preis-Leistung anging, katastrophal schmutzige, ungemütliche und kalte Unterkünfte und aufgrund des Wetters Null Bergsicht.
Das einzig Erfreuliche waren einmal mehr die unzähligen Hunde, welchen wir auf dem Weg begegnet sind oder die uns streckenweise begleitet haben. Am liebsten hätten wir gleich mehrere mit nach Hause genommen.

Nach dem Trek fuhren wir für 3 Tage nach Gangtok in Sikkim. Leider gabs auch hier aufgrund des Wetters nicht viel mehr zu sehen oder zu unternehmen.

Von Ost nach West hätten wir eigentlich gerne den Zug (mit Übernachtungs-Stop in Varanasi) genommen, aber aus unerfindlichen Gründen fanden wir im Eisenbahnland Indien keine Verbindung, weshalb wir dann nach Delhi flogen. 

Die letzten 3 Tage unserer Reise verbrachten wir in der Hauptstadt, die es schaffte, uns mit Indien einigermassen zu versöhnen. Einerseits, weil wir mitten im Grossstadttrubel ein extrem ruhiges, sauberes und neues Hotel fanden und wir Michels Freundin Vasudha und ihren Sohn Mihir trafen und zwei sehr schöne Abende zusammen verbringen konnten.

Nichtsdestotrotz macht es uns Indien einfach, uns vom Unterwegssein zu verabschieden und nicht allzu traurig darüber zu sein, dass unsere Reise nun nach 10 Monaten zu Ende geht 🔚

1 Kommentar zu „Indien (8.-25.5.23)“

  1. … ihr Liebe
    Ich sitze soeben am Zmorge und lese den letzten Blog, bzw. Las ihn gerade! Hmmm jetzt hab ich irgendwie ein Klumpen im Magen, da ich mich wohl ein bisschen reingefühlt hatte..?!… was soll man da sagen, ausser vielleicht, ach du scheisse, echt jetzt?!… und ihr lächelt trotzdem noch mittendrin🙂Es klingt eher wie ein schlechter düsterer Roman, welcher leider auf Tatsachen basiert!! Aber naja, wenigstens konntet ihr so ohne Reue die Reise zurück zu uns antreten, was zwar die Situation nicht verbessert, aber hier trotzdem virl Freude bringt! Schön konntet ihr soviel erleben und habt jetzt ein Leben lang viele Geschichten und Bilder in euch!
    Bis bald :-*

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